Musikerin und Psychologin Sarah Straub hilft, mit der Diagnose umzugehen

Lieder zum Thema „Demenz“

GUNDELFINGEN – Sarah Straub ist eine vielseitige Frau. Seit ihrem zwölften Lebensjahr komponiert sie Texte. Ihre Tätigkeiten als Autorin, Demenzexpertin und Sängerin verbindet sie. So kann sie in das schwierige Thema die ihrer Meinung nach dringend benötigte Leichtigkeit bringen.

Ihrer schwäbischen Heimat ist Sarah Straub, geboren 1986, treu geblieben. Sie wuchs in Ellerbach im Kreis Dillingen an der Donau auf, jetzt wohnt sie in Gundelfingen. Selbst als sie im Psychologie-Studium in Regensburg war, setzte sie sich oft ins Auto und pendelte in ihre Heimat.

Erste Songs auf Englisch

Sie wählte das Studienfach Psychologie, weil sie wissen wollte, „warum die Menschen sich verhal- ten, wie sie sich verhalten.“ Ihr Vater ist Dirigent mehrerer Musikkapellen in der Umgebung. Von ihm erhielt sie Unterricht in Klarinette und Klavier. Schon mit zwölf Jahren begann sie, in unbeholfenem Englisch Songs zu komponieren.

Erste Erfolge mit Popmusik in englischer Sprache feierte sie mit ihrem Album „Red“ im Jahr 2014. Aber so richtig ging die Karriere erst los, als sie 2016 bei einer gemeinsamen Veranstaltung Konstantin We-

cker kennenlernte. Dieser riet ihr, sich mit deutscher Dichtung zu beschäftigen und in Zukunft Deutsch zu singen. 2019 erschien ihr erstes deutschsprachiges Album.

Als sie etwa 20 Jahre alt war, erkrankte ihre Großmutter an ei- ner Form von Demenz. Diese kam nicht schleichend wie bei Alzheimer-Patienten, sondern plötzlich als Folge einer Gehirnblutung nach einem Sturz. Straub fühlte sich mit dieser Situation überfordert und wollte anderen Angehörigen helfen, mit dieser Situation besser umzugehen.

Das „Ich“ verloren

Deshalb begann sie nach dem Psychologiestudium an der Univer- sität Ulm ein Promotionsstudium in Humanbiologie zum Thema Demenz. 2021 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Wie meine Großmutter ihr Ich verlor – Hilfreiches und Wissenswertes für Angehörige“. Parallel zu ihrer Tätigkeit als Musikerin arbeitet Straub die halbe Woche an der Uniklinik Ulm und hat dort eine eigene Sprechstunde zur Demenzabklärung.

Außerdem verbindet sie mittler- weile ihre Tätigkeiten als Autorin, Demenzexpertin und Sängerin, was beim Publikum großen Zuspruch findet. In sogenannten Konzertlesungen trägt sie Texte aus dem Buch

über ihre Großmutter vor, singt einige ihrer Lieder und erklärt etwas zum Thema Demenz. Danach hat das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Begeistertes Publikum

Ihre Kollegen an der Uniklinik finden die Verbindung von Gesund- heitsaufklärung und Musik gut. „Sie schätzen es, dass so ein bisschen Leichtigkeit in das ernste Thema kommt“, erzählt die Psychologin. Auch das Publikum ist begeistert. „Ich könnte das ganze Jahr nur Konzertlesungen spielen“, sagt sie.

Außerdem hat sie einen Song zum Thema Demenz geschrieben und auf ihrem Album „Tacheles“ veröffentlicht. Er ist im Internet in diversen Versionen als Video abzurufen, einmal als Duett mit Konstantin Wecker mit anschließenden kurzen Informationen zum Thema Demenz.

Die bluesige Ballade „Schwalben“ handelt von der Ehefrau eines Demenzkranken. Eine Textzeile lautet: „Ihr habt euch lang noch selbst belo- gen, da war’s den Ärzten schon lang klar“. Das ist auch die Botschaft von Sarah Straub an die Menschen: Sich bewusst machen, dass sich keiner vor Demenz schützen kann und mit den Angehörigen besprechen: Was will ich, wenn mich eine Demenz trifft?

 Martin Gah

28.01.2024 - Bistum Augsburg